Section
1 SECTION 27:21
for voice, alto flute, marimba, drumset and piano
2 SECTION 36:57
poem for Erika Hoffmann read by C. Newman
Chris Newman _ voice
Trio Nexus
Erik Drescher _ alto flute
Frank Gutschmidt _ piano
Claudia Szarbi _ marimba, drumset
Recorded and mixed in 2009 in the Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste, Berlin by Georg Morawitz
Die Strukturen von Chris Newmans Musik sind scheinbar einfach, wie seine Notenbilder: große, dicke Notenpunkte, aber viel Raum dazwischen: „Das Rohe und das Gekochte“ (Roland Barthes). Er selbst kocht gern und gut. Zum Beispiel einfach seine Lammkoteletts. Er legt sie nur in die heiße Pfanne mit Öl; dazu gibt es Mangold, nur aus dem Wasser gezogen, aber auch Komplizierteres: Coq au vin oder Bœuf bourguignon […]
Seine Musik hat eine stark körperliche Struktur, ist quasi fleischlich, gleicht da- rin seiner Person. Hat indes stets klare, zuweilen harte Konturen, aber darin ist immer etwas Weiches. Auch seine Bilder und Texte sind klar, fast kantig struktu- riert, aber haben melodische Striche. […] Er arbeitet im Stehen: nur mit Unterhemd und Turnhose bekleidet. Malen, Gesang – extrovertiert. Oder im Sitzen, gar Liegen: Schreiben – Worte, Noten (Dichten, Komponieren) – introvertiert. Seine Kunst ist irdisch, nein erdig – geerdet. Wenn er singt, wirft er die Schuhe von sich, agiert „strümpflich“ – in Strümpfen. Er braucht Bodenhaftung. Und die gesungenen Blätter segeln hinab zur Erde. […]
Er sagte einmal – für mich zunächst wenig verständlich –, seine Musik sei „flächig“. Tatsächlich spielen Lautstärkeunterschiede kaum eine Rolle. Sie ist gleichbleibend präsent, spielt quasi auf einer Ebene. Ein andermal widerrief er das. Und doch ist seine Musik jeweils mehrschichtig: Es gibt Übermalungen. Vorn eine motivische Struktur, oft über Beethovens „Schickalsmotiv“, dahinter, darunter etwas anders, auch Feines oder auch Wüstes. […]
(Dieter Schnebel)